Die Vogelparkregion - Modellregion für Wasserstoffwirtschaft?

Machbarkeitsstudie im Rahmen eines LEADER-Projektes startet nach der Sommerpause

Foto:© Martin Str/Pixabay

In diesen Wochen vergeht kaum ein Tag ohne Meldungen zu den Chancen, die dem Element Wasserstoff im Zuge der Energiewende auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Zukunft zugeschrieben werden. Auf Landes- und Bundesebene wird für Forschung und Industrie viel Geld zur Verfügung gestellt. Den übergeordneten Rahmen bildet die nationale Wasserstoffstrategie, die Anfang Juni vom Bundeswirtschaftsminister vorgestellt wurde. Und auch speziell für den nordostniedersächsischen Raum gibt es vom Land unterstützte Aktivitäten der Landkreise im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg.

Für die hiesige Wirtschaftsregion stellt sich jedoch die Frage: Was bedeutet das für uns? Wie können wir unseren Raum in der Diskussion um eine künftige Wasserstoffwirtschaft positionieren? „Soviel ist klar“, beschreibt Deltaland-Geschäftsführer Michael Krohn die Situation: „niemand ruft hier an und sagt: ‚Ich habe da mal ein Wasserstoffprojekt für Euch.‘ Darum müssen und wollen wir uns schon selbst kümmern, und das geschieht jetzt.“ Aufgrund der zentralen Lage an den Autobahnen und der Bedeutung in der Region soll ein Fokus auf die Chancen für grünen Wasserstoff im Logistikbereich gelegt werden. Dabei steht ‚grüner Wasserstoff‘ für die H2-Erzeugung auf Basis erneuerbarer Energien.

Vor diesem Hintergrund hat die Wirtschaftsförderung seit Jahresbeginn eine Gruppe von Vertretern aus regionaler Energie- und Logistikwirtschaft zusammengebracht, die einen gemeinsamen Leistungskatalog für eine nun zu erstellende Potenzial- und Machbarkeitsstudie erarbeitet hat. Untersucht werden sollen drei Hauptaspekte:

1. H2-Produktion in der Vogelparkregion:
Standortanalyse und Marktaktivierung ‚Grüner Wasserstoff‘

Dabei wird folgenden Leitfragen nachgegangen: Wie und an welchen Standorten kann in der Vogelparkregion eine regionale Erzeugung von grünem Wasserstoff erfolgen? Welcher Voraussetzungen bedarf es dazu? Welche Rolle können die in den nächsten Jahren aus der Förderung fallenden regional vorhandenen Biogasanalgen, Wind- und Solarparks spielen? Welchen Einfluss hat die Nationale Wasserstoffstrategie? Reichen die regionalen erneuerbaren Stromerzeugungskapazitäten aus, um den Strombedarf einer wirtschaftlichen H2-Produktion abzudecken?

2. H2-Mobilität in der Vogelparkregion: Einsatzmöglichkeiten von grünem Wasserstoff mit Schwerpunkt in der Extra- und Intralogistik

Leitfragen hierbei: Wo in der Vogelparkregion sollte sinnvollerweise eine H2-Tankinfrastruktur geschaffen werden? Wie kann die sich abzeichnende Entwicklung auf dem Markt für wasserstoffbetriebene LKW und Flurförderzeuge (Gabelstapler, Ameisen etc.) regional nutzbar gemacht werden? Welche Rolle können autobahnnahe Gewerbegebiete dabei spielen?

3. H2-Industrie in der Vogelparkregion: Nutzungs- und Entwicklungsperspektiven mit Fokus auf den Industriestandort Bomlitz

Leitfragen: Welche Funktion könnte der Industriestandort Bomlitz in einer künftigen Wasser- stoffwirtschaft übernehmen (Industriepark Walsrode, neuer Energie- und Umweltpark)? Oder sollten auch andere Standorte der Region in Erwägung gezogen werden?

Münden soll die Untersuchung, für die in Kürze ein Förderantrag im Rahmen der LEADER-Region Vogelpark gestellt wird, in eine realistische Wasserstoffstrategie für die Vogelparkregion, also einen konkreten regionalen „Wasserstoff-Fahrplan“. Dieser kann, so die Hoffnung der Initiatoren, dann die Grundlage für konkrete künftige Investitionsprojekte sein.

„Sobald ein positiver Förderbescheid vorliegt, können wir den Auftrag für die Untersuchung vergeben“ erläutert Michael Krohn den weiteren Fahrplan. Dies dürfte im Herbst der Fall sein. Mit Ergebnissen ist im Frühjahr 2021 zu rechnen. Das Projekt hat ein Volumen von bis zu 75.000 € und wird von Kommunen und Wirtschaft unterstützt.

 Mittwoch, 15. Juli 2020  09:34 [4 yrs]